Synaptic ist ein weiteres grafisches Werkzeug zur Installation von Debian Paketen. Entwickelt wurde Synaptic zunächst von der Firma Conectiva, mittlerweile wird die Entwicklung vom Debian Team vorgenommen, und Synaptic ist in die Distribution integriert.
Synaptic sollte zunächst auf dem System mittels apt-get install synaptic
installiert werden. Dies sollte
für die nächste Zeit der letzte Aufruf von apt-get
gewesen sein... Synaptic benötigt, wie auch schon apt-get
, Superuser-Rechte, um Pakete installieren zu
können.
Alternativ zum Aufruf aus der Kommandozeile kann Synaptic auch aus dem GNOME-Menü
heraus gestartet werden. Da der Login unter GNOME auf einem Debian System nicht so ohne
Weiteres als Administrator („root“) erfolgen kann, muss der Menüeintrag so
konfiguriert sein, dass Synaptic via gksu
gestartet wird (gksu
benötigt im Gegensatz zu gnomesu
keine GNOME-Bibliotheken). Das Debian Paket von
Synaptik ist bereits entsprechend vorbereitet.
Synaptic benötigt nach dem Aufruf einige Zeit zum Start (die Dauer hängt unter anderem von der verwendeten Hardware und der Anzahl der verfügbaren Pakete ab). Mit APT vertraute Benutzer werden sich in Synpatic schnell zurechtfinden; für fast jede APT-Aktion gibt es eine entsprechende Funktion in Synaptic. Im Unterschied zu APT ist Synaptic allerdings in der Lage, die gewünschten Aktionen zu queuen und erst auszuführen, wenn der Administrator mit dem gewünschten Gesamtergebnis zufrieden ist. APT dagegen würde jede Aktion unmittelbar sofort ausführen.
Zunächst zeigt Synaptic in der Übersicht alle Paketgruppen an. Mit einem Mausklick
können die einzelnen Gruppen aufgeklappt werden, und es können einzelne Pakete
ausgewählt werden, beispielsweise um das gewünschte Paket neu zu installieren. Im hier
gezeigten Beispiel wird das Paket bash
aktualisiert. Das Fenster von Synaptic teilt sich in
verschiedene Bereiche: Unter der Menüleiste, über die sich alle verfügbaren Aktionen
aufrufen lassen, befindet sich eine Icon-Leiste mit den am häufigsten verwendeten
Aktionen.
Direkt darunter können Sie Filter definieren und Suchbegriffe eingeben. Im zweiten Drittel des Fensters sehen Sie die Übersicht der Paketgruppen, die, wie beschrieben, die einzelnen Pakete beherbergen.
Im unteren, linken Bereich befinden sich verschiedene Reiter, über die Sie weitere Informationen zu einzelnen Paketen abrufen können. Ist noch kein Paket ausgewählt, so lassen sich diese Reiter nicht aktivieren und erscheinen grau. Neben den allgemeinen Informationen wie Paketversion und möglichen aktuelleren Versionen sowie der detaillierten Paketbeschreibung im zweiten Reiter sind dies noch die Abhängigkeiten dieses Pakets sowie, im letzten Reiter, alle Dateien, die in diesem Paket enthalten sind.
Rechts davon können Aktionen wie „Install“, „Keep“, „Remove“ oder auch „Hold“ auf jedes Paket angewendet werden. Ebenso können Pakete hier neu konfiguriert werden („Reconfigure“).
Um einen schnellen Zugriff auf die Paketinformationen zu haben, verwaltet das Debian Paketmanagement eine interne Liste auf dem System. Diese Liste muss von Zeit zu Zeit mit einer Quelle für Debian Pakete abgeglichen werden. Dies wird in den meisten Fällen ein Debian FTP-Server sein.
Um die Paketliste zu aktualisieren, verwenden Sie die Schaltfläche „Update List“.
Die Paketübersicht kann in verschiedenen Formen angezeigt werden. Diese können über das Menü „View“ ausgewählt werden. Die beiden ersten Menüpunkte, „Expand All“ und „Collapse All“, dienen dazu, die „Äste“ der baumförmigen Paketübersicht aus- und einzuklappen. Die Menüeinträge „Section Tree“ (Baumansicht mit Sektionen der Pakete), „Alphabetic Tree“ (nach Alphabet sortierte Übersicht) und „Status Tree“ (nach Paketstatus sortierte Liste) dienen dazu, die Paketliste nach verschiedenen Kriterien anzuzeigen, und erlauben so, je nach Anwendungsfall, eine schnelle Auswahl der Pakete.
Synaptic kann Pakete auf unterschiedliche Weisen suchen, alle Verfahren basieren aber auf der Paketübersicht in der Mitte des Fensters. Jede Suche muss man sich als Filter über diese Paketübersicht vorstellen. Ein erster grober Filter kann über die Auswahl im Pull-Down-Menü „Show“ angewendet werden. Hier können beispielsweise alle Pakete („All Packages“), installierte Pakete („Installed“) oder zu aktualisierende („Upgradable“) Pakete ausgewählt werden.
Unabhängig von der getroffenen Auswahl erscheint die Paketübersicht immer im gleichen Format. Der Filter beeinflusst dabei lediglich, welche Pakete angezeigt werden.
Wirklich interessant und somit auch erwähnenswert ist das Eingabefeld für die Suche nach Paketnamen. Dieses Feld verhält sich etwas ungewöhnlich, weil es sofort, nach jedem eingegebenen Zeichen, die Suche beginnt. Es ist nicht notwendig, die RETURN-Taste zu betätigen. Eine solche Suchfunktion benötigt leider etwas Prozessorleistung, so dass von der Benutzung auf sehr schwachbrüstigen Systemen abgeraten wird.
Um Pakete zu installieren oder vom System zu löschen, reicht es aus, das gewünschte Paket auszuwählen und die Schaltfläche „Install“ bzw. „Remove“ anzuwählen. Synaptic merkt sich diese Auswahl und wird die gewünschten Pakete für die vorgesehene Aktion vormerken.
Die Aktion (installieren oder löschen) wird erst nach dem Anklicken der Schaltfläche „Proceed“ ausgeführt. Synaptic wird dann die notwendigen Abhängigkeiten zwischen den Paketen auflösen und ggf. weitere Pakete installieren oder auch löschen. Sollten dabei Probleme auftauchen, so wird der Administrator um eine Bestätigung gebeten.
Einige der zu installierenden Pakete müssen unter Umständen zunächst konfiguriert werden; auch diese Fragen leitet Synaptic an den Administrator weiter.
Um alle bereits installierten Pakete zu aktualisieren, von denen in einer bekannten Quelle neuere Versionen vorliegen, können die beiden Schaltflächen „Upgrade All“ und „Dist Upgrade“ benutzt werden. „Upgrade All“ aktualisiert alle Pakete, von denen eine neuere Version vorliegt, die aber keine zusätzlichen Pakete benötigen. Mitunter wurden aber Pakete vom Maintainer in kleinere Pakete aufgeteilt. Dies ist insbesondere beim Wechsel von einer Debian Version (Woody) zur nächsten (Sarge) möglich. Um auch diese Pakete zu aktualisieren, wählen Sie den Button „Dist Upgrade“.
In jedem Fall müssen Sie aber vorher mit „Update List“ die Liste der verfügbaren Debian Pakete aktualisieren.
Debian benutzt die Informationen in der Datei /etc/apt/sources.list
, um verschiedene Quellen mit
Debian Paketen zu verwalten. Über Änderungen in dieser Datei können sowohl die
Server, von denen die Pakete bezogen werden sollen, als auch die gewünschten
Releases („stable“, „unstable“, „testing“)
und die Bereiche („main“, „contrib“,
„non-free“) verwaltet werden.
Normalerweise werden Anpassungen an dieser Datei vom Administrator mit einem Texteditor vorgenommen. Synaptic benutzt hierzu ein handliches Werkzeug, das über das Menü „Setting“/„Repository“ zu erreichen ist.
Jeder Eintrag in der Datei kann über die entsprechenden Felder geändert werden;
so werden Syntaxfehler vermieden. Weiterhin können einzelne Einträge in der Datei
deaktiviert werden. Über die Schaltfläche „Vendors“ können Hersteller
von Paketen definiert werden. Diese Angaben landen in der Datei /etc/apt/vendors.list
und werden über einen (bisher
optionalen Eintrag) in der Datei /etc/apt/sources.list
referenziert.
Wichtig ist es insbesondere, neben einem Kürzel und dem Namen des Herstellers den kryptographischen Fingerprint anzugeben. Diese Funktion wird noch nicht ausgiebig genutzt, wird es aber zukünftig erlauben, die Authentizität von Paketen zu überprüfen.
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