Die im Debian-Projekt eingesetzte Software ist in weiten Bereichen bereits an die Belange der nicht-englischsprachigen Benutzer angepasst. Diese Aufgabe ist für die Entwickler und Übersetzer nicht leicht zu bewerkstelligen, da in den seltensten Fällen eine wörtliche Übersetzung ausreichen würde. In den Programm-Menüs könnte man die meisten Ergebnisse noch akzeptieren, die Übersetzung der Online-Hilfe, der Manpages und der Dokumentation stellt aber eine echte Herausforderung dar.
Ein Vorteil, den die freie Software in diesem Bereich ausspielen kann, ist aber sicher die weltweit verteilte Entwicklung. Hierdurch wird es jedem Benutzer, auch Nicht-Programmierern, ermöglicht, an Entwicklungsprojekten teilzunehmen.
Doch wie benutzt man nun die bereits übersetzten Programme? Die Steuerung der
gewünschten Sprache erfolgt über eine Umgebungsvariable. Wenn Sie nach der Installation
keine Veränderungen an Ihrem System vorgenommen haben, so sollte die Variable
LANG
den Wert C
haben: Damit wird die Sprache Englisch verwendet. Sie
können den Wert der Variablen mit dem Kommando echo
auf der Kommandozeile
prüfen.
fr@sushi:~$ echo $LANG C
Das Verhalten lässt sich relativ gut an weit verbreiteten Kommandos prüfen, bei denen man
davon ausgehen kann, dass bereits eine Übersetzung in viele Sprachen existiert. Das
Kommando ls
ist recht gut
geeignet.
fr@sushi:~$ ls --help Usage: ls [OPTION]... [FILE]... List information about the FILEs (the current directory by default). Sort entries alphabetically if none of -cftuSUX nor --sort. -a, --all do not hide entries starting with . ...
Das war zu erwarten und sollte so weit bekannt sein... Setzen Sie nun die Variable auf einen anderen Wert. Da Sie dieses Buch lesen, wird Sie vielleicht die deutsche Sprache interessieren:
fr@sushi:~$ export LANG=de_DE fr@sushi:~$ ls --help Benutzung: ls [OPTION]... [DATEI]... Auflistung von Informationen der DATEIen (Standardvorgabe ist das momentane Verzeichnis). Alphabetisches Sortieren der Einträge, falls weder -cftuSUX noch --sort angegeben. -a, --all Einträge, die mit . beginnen, nicht verstecken. ...
Diese Einstellungen sind in dieser Form lediglich für die aktuelle Shell gültig. Wenn
die Spracheinstellungen für das gesamte System geändert werden sollen, so können
die Veränderungen in den Konfigurationsdateien im Verzeichnis /etc
vorgenommen werden. Eleganter ist es aber, die
Debian Werkzeuge für diese Aktionen zu benutzen.
Das Paket locales
enthält zunächst die notwendigen Dateien, um verschiedene Sprachen auf
einem Debian System nutzen zu können. Diese nehmen relativ viel Platz auf der Festplatte
ein. Normalerweise werden auf einem System nur die wenigsten der enthaltenen Sprachen
benötigt. Wenn das Paket
localepurge
installiert wird, so wird regelmäßig geprüft, welche dieser Dateien
wirklich benötigt werden; alle anderen werden gelöscht.
Während der Installation des Pakets
locales
wird die Konfiguration des Pakets vorgenommen.
Nachträglich kann dies mittels
dpkg-reconfigure locales
geschehen.
Zunächst sind die auf dem System gewünschten Sprachen und Zeichensätze zu wählen. Die hier gemachten Angaben werden in der Datei
/etc/locale.gen
gespeichert. Einträge in dieser Datei
können auch von Hand vorgenommen werden; in diesem Fall ist nach der Änderung das
Kommando locale-gen
auszuführen. Im hier gezeigten Beispiel werden
alle mit de_DE
beginnenden Werte ausgewählt, insbesondere auch die
Euro-Variante. Die Benutzung des Euro-Zeichens ist unter Debian GNU sehr einfach möglich; Informationen
hierzu finden Sie im Abschnitt Euro-Symbol .
Im nächsten Schritt kann nun aus den eben gewählten Sprachen die für das gesamte System gültige Sprache gewählt werden. Dieser Wert sollte nur dann auf einen anderen Wert als „C“ gestellt werden, wenn Sie sicher sind, dass dies keinen Einfluss auf wichtige Funktionen hat. Sind beispielsweise Skripts zur Systemadministration geschrieben worden, die Ausgaben von Programmen auswerten, so kann es nun passieren, dass diese Ausgaben in einer anderen Sprache erscheinen. Das Skript kann diese Ausgaben nun nicht mehr korrekt auswerten. In diesem Fall wird die Einstellung besser auf dem Wert „C“ belassen.
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