Wenn Sie ein komplett neues Debian Paket erzeugen wollen, sei es, weil zu den Sourcen noch kein Paket vorhanden ist, oder sei es, weil Sie selbst eine Software entwickelt haben, die Sie als Debian Paket zur Verfügung stellen wollen, so stehen Ihnen auch dafür unter Debian einige Hilfsmittel zur Verfügung.
Zunächst sollten Sie sich die Sourcen des gewünschten Pakets besorgen und ein
Unterverzeichnis für das neue Projekt erzeugen. Am Beispiel des Programms
dtcltiny
, einem Client zur Steuerung von digitalen
Modellbahnen, sollen die einzelnen Schritte vorgestellt werden. Die Sourcen dieses
Programms finden Sie unter sourceforge.net/projects/dtcltiny/. Natürlich
können Sie auch ein beliebiges anderes Programm benutzen, von dem Sie ein Debian Paket
erzeugen möchten. Sie müssen dann aber ggf. an einigen Stellen etwas Kreativität
einsetzen, da die hier gezeigten Beispiele sich nicht 1:1 übertragen lassen. Es ist auch
nicht zwingend notwendig, dass die Sourcen zu einem Programm verfügbar sind. Selbstverständlich
können Sie auch Debian Pakete von Programmen im Binär-Format erstellen oder auch
Dokumentation, beispielsweise als PDF, zu einem Paket packen.
Wechseln Sie nun in das Unterverzeichnis und entpacken Sie die Sourcen des Programms:
fr@debian:~/Daten/debian-pakete$ mkdir dtcltiny fr@debian:~/Daten/debian-pakete$ cd dtcltiny fr@debian:~/Daten/debian-pakete/dtcltiny$ tar xvfz ../../../dtcltiny-0.3.4.tgz dtcltiny-0.3.4/ dtcltiny-0.3.4/Makefile.am dtcltiny-0.3.4/acinclude.m4 dtcltiny-0.3.4/Makefile.dist ... dtcltiny-0.3.4/dtcltiny/InfoPort.moc.o dtcltiny-0.3.4/dtcltiny/.libs/ dtcltiny-0.3.4/configure dtcltiny-0.3.4/stamp-h
Wichtig ist hierbei, dass das entstehende Unterverzeichnis schon aus dem Programmnamen
und der Versionsnummer besteht. Sollte dies nicht so sein, muss das Verzeichnis
entsprechend umbenannt werden. Im nächsten Schritt wechseln Sie in das Verzeichnis und
rufen das Programm
dh_make
mit der Option -f
auf:
fr@debian:~/Daten/debian-pakete/dtcltiny$ cd dtcltiny-0.3.4/ fr@debian:~/Daten/debian-pakete/dtcltiny/dtcltiny-0.3.4$ dh_make -f Type of package: single binary, multiple binary, or library? [s/m/l] s Maintainer name : Frank Ronneburg Email-Address : fr@debiananwenderhandbuch.de Date : Tue, 13 Nov 2001 21:56:17 +0100 Package Name : dtcltiny Version : 0.3.4 Type of Package : Single Hit <enter> to confirm: Done. Please edit the files in the debian/ subdirectory now. dtcltiny uses a configure script, so you probably don't have to edit the Makefiles.
dh_make
erzeugt ein Unterverzeichnis debian/
, in dem sich Vorlagen für alle notwendigen
Dateien zur Erzeugung eines Debian Pakets befinden.
Wenn noch kein Archiv mit den Original-Quellcodes (.tar.gz
) vorliegt, beispielsweise weil
nur ein einfaches Skript in ein Paket verpackt werden soll, so
muss die Option --native
angegeben werden.
dh_make
bietet die Möglichkeit, verschiedene Pakettypen
zu erzeugen; für ein einfaches Paket wie in diesem Beispiel ist „single
binary“ die richtige Wahl. Abschließend wird noch der Hinweis ausgegeben, dass
sich im Unterverzeichnis debian/
einige Dateien befinden, auf die Sie noch einen
Blick werfen sollten. Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass in den Sourcen von dtcltiny
ein
configure
-Skript enthalten ist und somit Änderungen am
Makefile
wahrscheinlich unnötig sind. Neben dem
Verzeichnis
debian/
wurde im darüber liegenden Verzeichnis noch eine
Kopie des gesamten Verzeichnisbaums angelegt. Dieser wurde um die Endung .orig
ergänzt.
Bei genauer Betrachtung des Beispiels ist vielleicht aufgefallen, dass die
E-Mail-Adresse nicht korrekt erkannt wurde; ein nettes Beispiel also, so kommen wir
nicht um einen Blick ins Verzeichnis debian/
herum ;-)
.
Die Datei
README.Debian
enthält Informationen zu den
Besonderheiten dieses Debian Pakets. Wenn Veränderungen oder Ergänzungen gegenüber
dem Source-Paket vorgenommen werden, so sollten diese hier vermerkt werden.
Achten Sie darauf, in der letzten Zeile die E-Mail-Adresse anzupassen. Eine bereits
veränderte Version könnte wie folgt aussehen:
dtcltiny for Debian ******************* Ergänzungen: - dtcltiny in dtcltiny.bin umbenannt. - dtcltiny ist ein wrapper, wenn vorhanden, wird eine Konfigdatei .dtcltiny.data aus dem Homeverzeichnis des Benutzers geladen. - In /usr/share/doc/dtcltiny/ findet sich eine Beispielkonfigurationsdatei (SAMPLE.dtcltiny.data) -- Frank Ronneburg <fr@debiananwenderhandbuch.de>, Tue, 6 Nov 2001 22:29:53 +0100
Wenn Sie ein offizielles Debian Paket erstellen oder auch nur das Paket im Netz verfügbar machen wollen, so sollte die komplette Dokumentation, also auch Kommentare, in englischer Sprache erstellt werden. Bei Paketen für den privaten Gebrauch bleibt Ihnen die Wahl der Sprache natürlich überlassen.
Wenn keine weiteren Veränderungen an den Sourcen, der Dokumentation oder den Skripten des Programms notwendig waren, so kann diese Datei auch einfach gelöscht werden.
Diese Datei enthält lediglich den Paketnamen, den Bereich sowie die
Priorität des Pakets. Neuere Versionen von dh_make
erzeugen diese Datei nicht
mehr.
dclttiny_0.3.4-1_i386.deb misc optional
In dieser Datei werden Veränderungen zwischen den einzelnen Paketversionen (changes) dokumentiert. Sie sollten hier bei einer aktualisierten Version des Pakets die Veränderungen gegenüber der vorhergehenden Version dokumentieren.
dtcltiny (0.3.4-1) unstable; urgency=low * Initial Release. -- Frank Ronneburg <fr@debiananwenderhandbuch.de> Tue, 6 Nov 2001 22:29:53 +0100
In dieser Datei finden Sie Hinweise zum Copyright dieses Pakets. Es können die gesamten Copyright-Informationen hier aufgeführt werden. Bei Paketen, die einer weit verbreiteten Lizenz unterliegen, reicht auch ein kurzer Hinweis, wo die Lizenz zu finden ist.
Zu diesem Punkt gibt es immer wieder Diskussionen unter den Debian Entwicklern. Insbesondere bei Paketen, die der GPL unterliegen, gehen die Meinungen auseinander. Grundsätzlich sollte,
um Missverständnisse zu vermeiden, zu jedem Paket die Lizenz mitgeliefert werden.
Die GPL hat in der aktuellen Version 2 eine Größe von ca. 18 Kbyte. Das ist nicht
sehr viel; wenn man die aber mit einigen tausend Paketen multipliziert, so kommt
doch eine beachtliche Menge an Speicherplatz zusammen. Es wurde vereinbart, im
Verzeichnis
/usr/share/common-licenses/
jeweils eine Version der
gebräuchlichsten Lizenzen abzulegen und in jedem Paket nur auf die entsprechende
Stelle zu verweisen. Somit ist sichergestellt, dass die Lizenz auf jedem
Debian System installiert ist.
Das folgende Beispiel zeigt eine solche Datei mit einem Hinweis auf die GPL:
This package was debianized by Frank Ronneburg <fr@debiananwenderhandbuch.de> on Tue, 6 Nov 2001 22:29:53 +0100. It was downloaded from http://www.markus-pfeiffer.de/ Upstream Author(s): Markus Pfeiffer <dtcltiny@markus-pfeiffer.de> This code is released under the terms of the GPL license. See /usr/share/common-licenses/GPL for the full license.
Die Datei
control
enthält verschiedenste Angaben zu dem Paket.
Wichtig ist hier die Zeile
Section:
, dies ist der Bereich, in dem das Paket in
der Debian Paketstruktur erscheint. Die Zeile
Description:
enthält in einer Zeile eine kurze
Beschreibung des Pakets. Alle weiteren Zeilen müssen mit einem Leerzeichen beginnen
und beschreiben das Paket ausführlich. Auch diese Texte sollten in englischer
Sprache verfasst werden (das hier gezeigte Beispiel spiegelt lediglich den
Zeitmangel des Autors wieder.).
Source: dtcltiny Section: x11 Priority: optional Maintainer: Frank Ronneburg <fr@debiananwenderhandbuch.de> Build-Depends: debhelper (>> 3.0.0) Standards-Version: 3.5.2 Package: dtcltiny Architecture: any Depends: ${shlibs:Depends} Description: Control Locomotives on a Model Railroad, needs SRCP Server dtcltiny ist ein Programm, mit dem man Loks auf einer Modellbahn steuern kann, die mit einem Digitaldecoder ausgerüstet sind. Es stellt für jede Lok einen Regler zur Verfügung, mit dem man die Geschwindigkeit, Fahrtrichtung und Sonderfunktionen einstellen kann. Nebenbei bietet es noch die Möglichkeit, Decoder nach dem NMRA-DCC-Standard und Uhlenbrock-Decoder zu programmieren.
Die meisten der verwendeten Schlüsselwörter sollten selbsterklärend sein.
Source:
beschreibt den Namen (der Sourcen) des
Pakets; mit
Priority:
kann bestimmt werden, ob auf das Paket
verzichtet werden kann (
optional
) oder ob das Paket zwingend notwendig für
das System ist. Die Zeile
Maintainer
enthält den Namen und die E-Mail-Adresse
des Paketbetreuers; diese Angaben sind in der gezeigten Schreibweise
anzugeben.
Build-Depends:
beschreibt die Abhängigkeiten des
Pakets. Mit dem Schlüsselwort
Package:
wird der Paketname des Binär-Pakets beschrieben; die folgende Zeile
Architecture:
gibt an, für welche Architekturen das Paket verwendet werden kann. Dies kann beispielsweise
i386
,
powerpc
,
alpha
usw. sein oder, wie hier gezeigt, das
Schlüsselwort
any
für alle Architekturen.
In dieser Datei werden die Regeln zum Erstellen des Pakets definiert.
Sollte der von Ihnen verwendete Source-Code kein Makefile enthalten oder auch kein configure-Script verwenden, so müssen Sie in dieser Datei die
notwendigen Schritte zum erfolgreichen Übersetzen des Pakets beschreiben. Im hier
gezeigten Beispiel wurde
make
($(MAKE)
) mit der Option -j 6
ergänzt, um die Übersetzung etwas zu
beschleunigen.
Eventuell kann es, beispielsweise bei Paketen, die ausschließlich Dokumentation
enthalten, notwendig sein, alle Zeilen, die make
aufrufen, auszukommentieren. Sie müssen dann
durch geeignete Einträge in der Datei selbst dafür sorgen, dass die Dateien an die
richtige Stelle im Dateisystem kopiert werden. Die hier gezeigte Version wurde
bereits an einigen Stellen angepasst.
Im Abschnitt
install: build
sind einige Regeln definiert worden,
mit denen das ausführbare Programm durch ein Skript ersetzt wird. Weiterhin wird
eine Konfigurationsdatei als Beispiel im Dokumentationsverzeichnis abgelegt.
#!/usr/bin/make -f # Sample debian/rules that uses debhelper. # GNU copyright 1997 to 1999 by Joey Hess. # Uncomment this to turn on verbose mode. #export DH_VERBOSE=1 # This is the debhelper compatability version to use. export DH_COMPAT=3 configure: configure-stamp configure-stamp: dh_testdir # Add here commands to configure the package. ./configure --prefix=/usr --program-suffix=.bin touch configure-stamp build: configure-stamp build-stamp build-stamp: dh_testdir # Add here commands to compile the package. $(MAKE) -j 6 #/usr/bin/docbook-to-man debian/dtcltiny.sgml > dtcltiny.1 touch build-stamp clean: dh_testdir dh_testroot rm -f build-stamp configure-stamp # Add here commands to clean up after the build process. -$(MAKE) clean dh_clean install: build dh_testdir dh_testroot dh_clean -k dh_installdirs # Add here commands to install the package into debian/dtcltiny. mkdir -p $(CURDIR)/debian/dtcltiny/usr $(MAKE) install prefix=$(CURDIR)/debian/dtcltiny/usr cp $(CURDIR)/debian/dtcltiny.sh $(CURDIR)/debian/dtcltiny/usr/bin/dtcltiny chmod a+x $(CURDIR)/debian/dtcltiny/usr/bin/dtcltiny # Demo Konfigfile mkdir -p $(CURDIR)/debian/dtcltiny/usr/share/doc/dtcltiny/ cp /home/fr/.dtcltiny.data \ $(CURDIR)/debian/dtcltiny/usr/share/doc/dtcltiny/SAMPLE.dtcltiny.data # Build architecture-independent files here. binary-indep: build install # We have nothing to do by default. # Build architecture-dependent files here. binary-arch: build install dh_testdir dh_testroot # dh_installdebconf dh_installdocs dh_installexamples dh_installmenu # dh_installlogrotate # dh_installemacsen # dh_installpam # dh_installmime # dh_installinit dh_installcron dh_installman dh_installinfo # dh_undocumented dh_installchangelogs ChangeLog dh_link dh_strip dh_compress dh_fixperms # dh_makeshlibs dh_installdeb # dh_perl dh_shlibdeps dh_gencontrol dh_md5sums dh_builddeb binary: binary-indep binary-arch .PHONY: build clean binary-indep binary-arch binary install configure
Mit dem
Debian Menüsystem können Programme, unabhängig von der verwendeten
Benutzeroberfläche, in die Menüs der Benutzeroberfläche eingebunden werden. Bei der Verwendung eines Icons ist darauf zu achten, dass dieses auch tatsächlich vorhanden ist.
Gegebenenfalls muss das Icon mit dem Paket zusammen installiert werden. Das
Beispiel-Paket dtcltiny
verwendet ein Icon aus dem Gnome-Paket.
?package(dtcltiny):needs=X11 section=Apps/Tools \ icon="/usr/share/pixmaps/gnome-diskfree.png"\ title="dtcltiny" command="/usr/bin/dtcltiny"
Neben dem Paketnamen finden sich in dieser Datei weitere Angaben dazu, welche
Benutzeroberfläche das Programm benötigt und in welchem Menüzweig es erscheinen
soll. Das Schlüsselwort title
beschreibt den Text, der im Menü angezeigt
wird; command
schließlich enthält den kompletten Pfad und
den Programmnamen.
Diese vier Dateien enthalten Informationen, die vor (pre) bzw. nach (post) dem Installieren bzw. dem Entfernen des Pakets ausgeführt werden sollen. Hier nur ein Beispiel:
Alle in der Datei postinst
enthaltenen Kommandos werden nach (post) der
Installation (inst) des Pakets ausgeführt. Durch
dh_make
wurde im Verzeichnis
debian/
eine Vorlage erzeugt (postinst.ex
), die umbenannt und mit Inhalten gefüllt
werden kann.
#! /bin/sh # postinst script for erddcd # # see: dh_installdeb(1) set -e # summary of how this script can be called: # * <postinst> 'configure' <most-recently-configured-version> # * <old-postinst> 'abort-upgrade' <new version> # * <conflictor's-postinst> 'abort-remove' 'in-favour' <package> # <new-version> # * <deconfigured's-postinst> 'abort-deconfigure' 'in-favour' # <failed-install-package> <version> 'removing' # <conflicting-package> <version> # for details, see /usr/share/doc/packaging-manual/ # # quoting from the policy: # Any necessary prompting should almost always be confined to the # post-installation script, and should be protected with a conditional # so that unnecessary prompting doesn't happen if a package's # installation fails and the 'postinst' is called with 'abort-upgrade', # 'abort-remove' or 'abort-deconfigure'. case "$1" in configure) ;; abort-upgrade|abort-remove|abort-deconfigure) ;; *) echo "postinst called with unknown argument \`$1'" >&2 exit 0 ;; esac # dh_installdeb will replace this with shell code automatically # generated by other debhelper scripts. #DEBHELPER# exit 0
Das Skript kann während der Installation mit verschiedenen Parametern aufgerufen werden. Entsprechende Abschnitte in der Vorlage können mit den gewünschten Kommandos gefüllt werden.
Wenn alle Anpassungen an den Dateien im Verzeichnis
debian/
vorgenommen wurden, so kann versucht werden,
mit dem Kommando
dpkg-buildpackage
ein Debian Paket zu erzeugen.
Hierbei ist zu beachten, dass das Kommando im Verzeichnis mit den entpackten Quelldateien ausgeführt wird.
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