4.68 Menüsystem

Über das Debian GNU-Menüsystem werden alle auf dem System installierten Pakete automatisch in die Menüs und Menüleisten der Windowmanager oder auch des GNOME-Panels eingebunden. Neu installierte Pakete werden automatisch den Menüs hinzugefügt. Dies erledigen die Installationsskripte der einzelnen Pakete. Als Systemadministrator können Sie diese Einträge in den Menüs für alle Benutzer auf dem System ändern oder aber Ihre eigenen Menüs erzeugen bzw. die systemweit installierten verändern.

Die Debian GNU-Menüstruktur stellt sich wie folgt dar:

       Apps            -- Menü für Anwendungen
         Editors       -- Programme zur Bearbeitung von Texten
         Net           -- E-Mail, News, Webbrowser, IRC etc.
         Programming   -- Debugger etc.
         Shells        -- bash, ksh, zsh etc.
         Tools         -- Diverse Tools: xclock, xmag, xman etc.
         Viewers       -- Bildbetrachter, gs, xawtv etc.
         Math          -- gnuplot, octave, oleo etc.
         Graphics      -- xpaint, xfig, xtiff etc.
         Emulators     -- dosemu etc.
         Sound         -- TkMidity etc.
         System        -- Systemverwaltung und -beobachtung
       Games           -- Menü für Spiele
         Adventure     -- Abenteuer, zork, MOO's etc.
         Arcade        -- alles, was schnell ist...
         Board         -- Brettspiele: Gnuchess, pente, gnugo
         Card          -- Solitaire etc.
         Puzzles       -- xpuzzles, ...
         Sports        -- Sportliche Spiele
         Strategy      -- lincity, freeciv
         Tetris-like   -- Alles, was runterfällt...
         Toys          -- oneko, xeyes etc.
       Screen          --
         Lock          -- xlock etc.
         Screen-saver  -- Bildschirmschoner
         Root-window   -- Hintergründe
       Window-managers -- Umschalten zwischen verschiedenen Windowmanagern
         Modules       -- fvwm modules etc.
       XShells         -- shells (xterm, rxvt, ...)
 

Verändern Sie nichts an dieser Struktur. Die Paketbetreuer haben die Möglichkeit, Ergänzungen zu dieser Struktur einzubringen. Als Anwender sollten Sie dies aber so belassen.

Nach jeder Veränderung an den Menüeinträgen müssen Sie das Programm update-menus aufrufen. Beachten Sie hierbei, dass dies jeweils mit dem Benutzernamen erfolgen muss, zu dem auch die Menüeinträge geändert wurden. Systemweite Änderungen werden vom Superuser (root) mittels update-menus dem System bekannt gegeben. Bei der Installation von Paketen wird update-menus automatisch aufgerufen.

Für jedes unter Debian GNU/Linux installierte Paket wird im Verzeichnis /usr/lib/menu/ mit dem jeweiligen Namen des Pakets (also zum Beispiel xterm) eine Datei angelegt. In dieser stehen Informationen zum Namen des Pakets, zum Text, der in den Menüs erscheinen soll, und zur Position des Eintrags in den Menüs. Ändern Sie nichts in diesen Dateien; diese können bei einem Update des Pakets überschrieben werden. Für systemweite Veränderungen steht das Verzeichnis /etc/menu/ zur Verfügung. In diesem kann der Systemadministrator eigene Dateien erzeugen oder Kopien einzelner Dateien aus /usr/lib/menu/ ablegen und diese verändern.

Hier eine Übersicht der Syntax dieser Dateien am Beispiel von GNUPlot:

 ?package(gnuplot):\            Der Name des Pakets
     needs=text\                Benutzeroberfläche, die von diesem Programm 
                                benötigt wird. Die möglichen Parameter dazu 
                                sind:
     needs=X11:                 Dieses Programm benötigt X11
     needs=text:                Für Programme, die nur im 
                                Text-Modus laufen (unter X11 muss 
                                der Windowmanager hierzu ein
                                xterm oder rxvt starten)
     needs=vc:                  Programm läuft nur auf der Linux-Konsole
     needs=wm:                  Programm startet einen anderen 
                                Windowmanager
     section=Apps/Math\         Bezeichnet den Eintrag im Menübaum
     title="Gnuplot"\           Der Text für den Eintrag (nicht zu lang)
     command="/usr/bin/gnuplot" Der Pfad und Programmname, der aufgerufen wird

Wenn Sie beispielsweise den Text, der für das Programm GNUPlot in den Menüs erscheint, ändern wollen, können Sie den Text in der Zeile title="Gnuplot"\ zwischen den Anführungszeichen ändern. Vergessen Sie nicht, danach update-menus aufzurufen.

Um einzelne Anwendungen an anderer Stelle im Menübaum erscheinen zu lassen, verändern Sie einfach die Zeile section=Apps/Math\.

Änderungen an den persönlichen Einstellungen für das Debian GNU/Linux-Menüsystem kann jeder Benutzer individuell in seinem Heimat-Verzeichnis unterhalb von ~/.menu vornehmen. Wenn dieses Verzeichnis noch nicht existiert, können Sie dieses mit mkdir .menu anlegen. Sie können nun in diesem Verzeichnis eigene Dateien anlegen oder Dateien aus /usr/lib/menu/ kopieren und verändern. Diese Änderungen sind nicht systemweit gültig und werden nur für den jeweiligen Benutzer wirksam. Auch hier ist anschließend wieder das Programm update-menus aufzurufen, diesmal aber nicht als Superuser, sondern mit dem zugehörigen Account des Benutzers.

Neben dem Verändern von Einträgen besteht auch die Möglichkeit, Menüeinträge komplett auszublenden. Hierzu erzeugt man einfach eine leere Datei mit dem Namen des Pakets, das nicht mehr im Menübaum auftauchen soll. Das Kommando touch ist hierzu hervorragend geeignet:

cd ~/.menu
touch gnuplot

... würde also beispielsweise den Eintrag für Gnuplot aus den Menüs entfernen. Auch dies funktioniert natürlich für jeden Benutzer im Verzeichnis ~/.menu/ oder systemweit unter /etc/menu/. Weitere Informationen zum Debian GNU/Linux-Menüsystem finden Sie in der Dokumentation zu dem Paket menu oder auf den Webseiten http://www.debian.org/doc/packaging-manuals/menu.html/. Dort sind auch weitere Interna beschrieben, wie zum Beispiel Informationen darüber, was zu tun ist, wenn man ein eigenes Debian Paket bei der Installation automatisch ins Menüsystem einbinden möchte.

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